Sehen ist wahrnehmen, erleben fühlen
Workshops mit Angelika-Junk-Eichhorn und Christoph Blumenthal
2. bis 7 März 2021 auf der Finca Lomos Altos
Die Sprache der Dinge und das "Dazwischen"
Von der Naturbeobachtung zum Bild - Vom Bild zum Gestalten
Wir nähern uns achtsam der Natur und schenken ihr unsere Aufmerksamkeit durch Malen mit Aquarellfarben und anderen künsterichen Methoden.
Wer die meditative Wirkung des Naturstudiums kennt, möchte sie immer wieder einsetzen. Ein bedeutender Teil der arbeit ist das sehen, das mit Hingabe und entspannter Konzentration sich den Naturformen widmet.
Auch in der elementaren Klarheit der Insel Lanzarote bietet die Natur eine Vielfalt an Formen. Diese gilt es zu entdecken.
Weitere Informationen zum Workshop, Programm und Anmeldung finden Sie im folgenden Flyer: https://drive.google.com/file/d/18XKmlUkf_ezlb8ZSeFPrTNIz9P7xI6ie/view
Einer der letzten Workshops vor der Schließung auf der Finca war Anfang März „DER NATUR AUF DER SPUR“ mit Angela Junk-Eichhorn und Christoph Blumenthal. Zum Kursende wurde im Centro-Saal von den Teilnehmenden ein beeindruckendes Mandala aus Naturmaterialien gestaltet.
Christoph Blumenthal schrieb hierzu eine Betrachtung, ergänzt mit Bildern von dem Mandala:
Schwingen zwischen den Dingen
Liebe Freunde,
als wir unseren künstlerischen Wahrnehmungskurs Anfang März im Centro abschlossen, dachten viele von uns, dass diese ganze „Coronasache“ schon nicht so wild werden wird. Seitdem haben wir viel dazu gelernt.
Doch lassen Sie mich einen Schritt zurück treten, um einen weiteren Blickwinkel zu finden. Seit unserem letzten Kurs im vergangenen Jahr 2019 „feiern“ wir unseren Kursabschluss mit dem Legen eines Mandalas aus Naturmaterialien und durften in diesem Jahr den großen Saal für dieses kleine Ereignis nutzen.
Was für eine Freude war es, zu sehen, wie Menschen um das kleine Kunstwerk standen, um es zu bewundern. Doch worin bestand diese Freude frage ich mich heute. Bestand sie in den kleinen Streicheleinheiten für unsere Egos, in der Bewunderung anderer Menschen? Konnten wir uns bestätigt sehen, in unserem Können? Ich glaube nicht, dass das der Grund für die Freude war. Gehen wir noch einen kleinen Schritt zurück.
Im Kurs übten wir jeden Vormittag unsere Wahrnehmung zu schulen und erkannten von Tag zu Tag mehr, dass das Bild nicht die Abbildung dessen ist, was wir zu sehen glauben. Vielmehr entdeckten wir zusehends, dass sich Kraft und Lebendigkeit im Bild erst dann erahnen lassen, wenn wir uns dem zuwenden, was wir nicht sehen können.
Ein Beispiel: Wir widmeten uns der Aufgabe zwei Gegenstände zueinander in Beziehung zu setzen. Zum Beispiel einen Stein und ein trockenes Stück Laub. Nun bewegten wir diese auf einem Blatt Papier so lange in Beziehung zueinander, bis wir den Eindruck hatten, dass es spannend wird. Dann machten wir uns an den Versuch die erreichte Situation zeichnerisch umzusetzen. Das war ein Stöhnen und Ächzen, denn es mochte nicht recht gelingen.
Erst als wir die Anhaftung an die Dinge über Bord warfen und den von ihnen eingenommenen Platz auf der Zeichnung leer ließen, um uns dem „Dazwischen“ zu widmen, begannen wir zu erahnen, wohin die Reise gehen könnte. Ermutigt durch diese Erfahrungen wurden die Nachmittags gemalten Aquarelle zunehmend besser, was unser Tun nun anspornte.
Wir hatten etwas Wesentliches erhascht: Es sind nicht die Dinge, um die es geht. Vielmehr ist es das Weben und Schwingen in einer Art Raum dazwischen, was uns näher an das Wesentliche führen kann. Was das Wesentliche ist, nun, das hat uns seinen Schleier in dieser Zeit ein wenig gelüftet. Betrachte ich aus dieser Warte meine Freude über das Zeigen unsere Mandalas, so fühle ich ein Schwingen in meiner Seele, welches nicht mich, ein Lob, eine Bewunderung als Ursprung hat, sondern sich in einem Prozess findet, der mich einen Teil unseres zutiefst menschlichen Potenzials erahnen lässt.
Wir haben dieses Mandala gelegt, ohne Absprachen, ohne verbale Kommunikation und Regeln. Es gab lediglich das Konstrukt, eine zweidimensionale Zeichnung, die Form auf dem Boden, nichts sonst. Ein mageres Gerüst zwar, aber voller Möglichkeiten und ein kraftvolles dazu. „Metatrons Würfel“,- man schlage es nach oder suche es im Internet-, gehört zweifelsohne zu den kraftvollsten der alten Siegel.
Jeder tat seinen ganz eigenen Teil zum Ganzen, den Blick auf das gerichtet, was es werden konnte. Und wundersamerweise wurde es gut, kraftvoll und lebendig, als breitete es seine heilende Wirkung konzentrisch im Raum aus. Was also beglückte mich, was beglückt mich noch heute, wenn ich daran zurück denke und diese Zeilen schreibe?
Es ist die Erfahrung, dass wenn wir uns zusammen finden, jeder so wie er ist, ohne jemand anderes sein zu müssen, nicht besser, nicht schlechter, in gegenseitiger Wertschätzung und ausgerichtet auf das, was sein könnte, sein möge und auf das, was sich im Augenblick zeigt; dass dann wundervolles entstehen kann. Nicht als etwas Fertiges, nicht als Produkt oder Kunstwerk, sondern als ein Prozess, der von Menschen gestaltet und von anderen Menschen wahr genommen und damit mit getragen wird. Wahr genommen und getragen als etwas Wertvolles, Wahrhaftiges und Heilsames.
Dieser Prozess spricht durch uns eine Sprache, die wir alle verstehen und die zu Sprechen vielleicht all unser Reden in diesen wirren Zeiten besänftigen und heilen kann.
Dass ich dies mit anderen Menschen erfahren und teilen durfte, hat mich in den vergangenen Wochen immer wieder gestärkt und meinem Denken und Handeln eine Richtung gegeben. Mich daran erinnert, was es zu wollen lohnt.
Mein herzlicher Dank hierfür gilt meiner lieben Co-Leiterin, Freundin und Lehrerin Angela Junk Eichhorn, unseren Kurs-Teilnehmern und allen anderen Menschen, die zuvor, während und danach meinen Weg kreuzten. Und natürlich gilt mein Dank dem Centro und seinen wunderbaren Mitarbeitern. Jeder einzelne von Ihnen hat uns diese Erfahrung ermöglicht.
Wir sehen uns im nächsten Jahr. Muchas gracias ingualmente!
Christoph Blumenthal
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