Liebe Freunde der Kultur im Centro,
mit einem von zwei Chören musikalisch untermaltem Gottesdienst begann in Yaiza die Feierlichkeiten zur Einweihung der Krippe, des Belén (dt.: Bethlehem). Eine Gruppierung formell gekleideter Musiker, der Rancho de Pascua, wartete am Ausgang der Kirche, um nach Ende des Gottesdienstes von dort aus den Zug zusammen mit dem Pfarrer, Bürgermeister unter archaischen Tönen zum Belén zu führen, wo nach einer Ansprache der Pfarrer, umhüllt von Weihrauch, den Belén mit Weihwasser segnete. Doch erst nach anschliessender Umrundung des Belén durch das anmutige, monotone Spielen und Singen des Rancho de Pascua im Gleichschritt, galt das Belén als offiziell eröffnet.
Der Rancho de Pascua ist eine sehr besondere musikalische Gruppierung, die hier nur zu dieser Jahreszeit erlebbar ist. Die hörbarste Besonderheit ist, dass, neben den hiesigen Saiteninstrumenten und den Panderetas (Tamburine) noch drei weitere Instrumente gespielt werden, die eher unkonventionell sind. Zum Einen ist es ein Schwert, dass mit einem Metallstab zum Erklingen gebracht wird, zum Anderen Knochen, die zu einer Art Xylophon nach Größe aufgespannt sind und angeschlagen werden wie ein solches. Und das Dritte: El pájaro de agua. Ein Tonvögelchen in dessen Inneren Wasser gefüllt wird und zu zwitschern beginnt, wenn man hinein pustet.
Ob hier etwas von der Conquista mitschwingt, von den Ureinwohnern möglicherweise? Es sind ja an Orten wie diesen viele Synkretismen entstanden als der Katholizismus in bereits bestehende Kulturen hineingedrängt wurde.
In jedem Fall scheinen die Ursprünge der Ranchos de Pascua weit in der Vergangenheit zu liegen. Mir erzählte ein Einheimischer, dass es sie im Grunde gebe seit die erste Kapelle auf der Insel stehe. Und damit in das 16. Jahrhundert verortet werden kann.
Bis die katholische Kirche begann profane Musik aus den Kirchen zu verbannen, sangen und spielten diese Musikgruppierungen vor allem als „Ranchos de Anima“ zu Allerseelen für die Seelen Verstorbener. Sie gingen von Haus zu Haus und es war Brauch, das das Oberhaupt des Ranchos jeweils um Erlaubnis fragte zu singen oder zu beten. „¿En esta casa se canta o se reza?“
Für ihre Dienste gab es neben ein paar Münzen für die Kirchgemeinde auch manches Mal heisse Kastanien, einen Teller Eintopf, ein Schluck Wein.
Aus den Ranchos de Animas wurden, soweit ich überblicke, immer mehr die Ranchos de Pascua. Ihr Aufgabenfeld verlagerte sich sozusagen auf die Weihnachtszeit. Scheinbar konnte man sich in dieser in Kirchennähe musikalisch mehr erlauben.
Inzwischen gehören die Ranchos de Pascua zu jenen Kulturgütern, denen es an Authentizität und Legende nicht mangelt, aber möglicherweise doch an jungen Menschen, die enthusiastisch dieses wertvolle Gut in die Zukunft tragen. Derzeit gibt es sieben Gruppierungen auf Lanzarote, zwei auf Fuerteventura und drei auf Gran Canaria.
Was es mit dem Schwert, dem Wasservögelchen und den Knochen auf sich hat, werde ich noch herausfinden.
Auf eine lichtvolle Adventszeit!
Mikaela Nowak
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