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Es wird nach 2 Jahren wieder die Mittagsblume auf der Insel gesammelt und im Labor auf der Finca von Dr. Portsteffen mit seinen Helfern zu Presssaft verarbeitet. Dieser wird nach Deutschland geschickt und die Apotheke des Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke stellt daraus die „Mesemsalbe“, Lotionen usw. her. Fleißige Helfer sind wie immer sehr willkommen, der Zeitraum ist vom 7.- 14. Mai.

 

 

Mesembryanthemum cristallinum (Mittagsblume)


In unserem Therapeutikum kommen die-Salbe und die Lotion, wie auch die reine Essenz aus der Mittagsblume (Mesembryanthemum cristallinum), zur Anwendung.

Alle 2 Jahre um Ostern Sammeln der Mittagsblume (Mesembryanthemum cristalinum, spanisch: barilla) mit Waltraud Marschke auf der Insel und Herstellung des Presssafts unter Anleitung von Dr. Andreas Portsteffen vom Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke im „Laboratorium“ im Romerito auf der Finca. Der Saft wird in das GMKH Herdecke gesandt und dort zur Mesemsalbe, Lotionen u.a. verarbeitet.

Vom Wegesrand in die Pflegemittelherstellung

Artikel, erschienen in NNA-NEWS am So, 22 Juli 2018 von NNA-Korrespondentin Cornelie Unger-Leistner. Fotos: Cornelie Unger-Leistner

FEATURE | Die unscheinbare Mittagsblume findet Anwendung bei Hauterkrankungen. Damit ist ihre Geschichte aber noch lange nicht zu Ende geschrieben, wie NNA-Reporterin Cornelie Unger-Leistner auf Lanzarote entdeckte.

Im Garten möchte sie keiner haben, aber als Pflegemittel für erkrankte Haut macht eine kleine, unscheinbare Pflanze aus Lanzarote gerade Karriere: die Mittagsblume, lateinisch Mesembryanthemum crystallinum. NNA-Reporterin Cornelie Unger-Leistner war bei der Ernte auf der Kanareninsel dabei.

PUERTO DEL CARMEN/LANZAROTE (NNA) – Dr. Andreas Portsteffen ist Apotheker im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke. Seit rund zehn Jahren kommt er immer wieder nach Lanzarote, eigentlich hat er Urlaub, aber er nutzt die Gelegenheit, um einen wertvollen Rohstoff für seine Apotheke dort zu beschaffen: Presssaft aus der Mittagsblume, der dann in Herdecke zu Creme, Lotion, Badezusatz und Haarpflegemittel weiterverarbeitet wird. Kaufen kann man die Wildpflanze nicht.

Ich treffe den Apotheker auf der Finca Lomos Altos, dort steht in einem weiß gekalkten Laborraum eine ganz normale Weinpresse. In diese Presse wandern körbeweise die fleischigen, saftigen Pflanzen der Mittagsblume, sie verwandeln sich so in einen unglaublich grünen Saft. Zurück bleibt eine Art Trester, der aber ebenfalls die Farbe des Chlorophylls hat.

Ehrenamtliche Helferinnen haben die Pflanzen vier Tage lang gesammelt, jetzt sind sie dabei, sie zu verlesen. „Die Mittagsblume ist auch für die Botaniker etwas Besonderes, ihr Stoffwechsel verarbeitet Wasser und Salz in einer speziellen Art“, erläutert Portsteffen, während er die Presse betätigt.

Der grüne Saft ist salzig, wenn man ihn probiert, er sieht besser aus, als er schmeckt. Die Blätter der Mittagsblume lassen sich aber auch im Salat verwenden, sie sind dekorativ und bilden einen interessanten Geschmacksverstärker. Feinschmecker können der Mittagsblume, die in der Gastronomie auch Eiskraut genannt wird, noch mehr abgewinnen: neben der schon erwähnten Beigabe als Salat wird in Rezepten auch eine gedünstete Variante wie Spinat empfohlen. Die Bewohner Lanzarotes verwenden die mineralstoffreiche Pflanze schon immer als Gemüse oder im Salat.

Äußere Anwendungen

Im Laborraum auf der Finca Lomos Altos geht es jetzt aber um äußere Anwendungen.

Die Pflegeprodukte aus der Mittagsblume werden in Herdecke immer stärker nachgefragt. 150 Kilo Pflanzen haben die Helferinnen deswegen bereits eingesammelt, daraus entstehen dann 100 Liter Presssaft. „Das reicht uns dann für die nächsten zwei Jahre, bisher – denn der Verbrauch steigt.“

Vor allem an Neurodermitis erkrankte Menschen nutzen die Produkte aus der Mittagsblume. Die Universität Witten-Herdecke hat eine Befragung unter ihnen durchgeführt, 70-80% der Nutzer bescheinigten den Produkten eine hautverbessernde Wirkung. „Von Heilwirkung können wir nicht sprechen, weil es sich ja nicht um ein Heilmittel handelt, das wäre auch viel zu teuer und zu kompliziert, die Zulassung zu erwirken. Deswegen wurden unsere Produkte als Hautpflegemittel nach der Kosmetikverordnung zertifiziert“, erläutert Portsteffen.

Ein Teil des Presssaftes wandert unmittelbar in Flaschen ins Therapeutikum des Centro de Terapia Antroposófica auf Lanzarote, um dort als Badezusatz Verwendung zu finden. Der überwiegende Teil wird mit Alkohol versetzt, um den Saft haltbar zu machen, der dann nach Herdecke expediert wird. Die grüne Farbe verschwindet mit der Zeit durch die Einwirkung der Luft und die Kanister enthalten eine hellbraune Flüssigkeit. Die Produkte aus der Mittagsblume sind dann cremefarben und nichts erinnert mehr an den beeindruckenden chlorophylfarbenen Presssaft, den man bei der Herstellung bewundern konnte.

Waltraut Marschke,
Entdeckerin der positiven Wirkung der Pflanze: 
„Ich dachte, das könnte ein Mittel für die Haut sein“



Die unscheinbaren Pflanzen, die sich in Lanzarote überall auf den Brachflächen finden, lassen die Gärtner auf der Finca Lomos Altos an bestimmten Plätzen stehen, weil sie wissen, dass sie als Rohstoff für die Herdecker Apotheke gesucht sind. Auf die Idee gebracht wurden die Pharmazeuten des Gemeinschaftskrankenhauses durch einen Brief im Frühling 1994.
Es meldete sich Waltraut Marschke, Krankenschwester und langjährige Pflegedienstleiterin eines Schweizer Altenheims, sie schickte der Apotheke einen Erfahrungsbericht zum Thema Mittagsblume. Waltraut Marschke hatte die Finca Lomos Altos und ihre Gründer Lilo und Enrique Winzer ein paar Jahre zuvor kennengelernt und war an der Entstehung des Therapeutikums auf der Vulkaninsel mitbeteiligt.

Heute lebt die alte Dame selbst in einem Altersheim in der Schweiz, sie kommt aber jedes Mal noch zur Ernte der Mittagsblumen und hilft bei ihrer Verarbeitung mit. Sie erinnert sich: „Ich hatte Anfang der 90er Jahre an verschiedenen Kolloquien teilgenommen am Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke. Dadurch stellte sich mir die Frage, wie man all diese Hautprobleme unserer Zeit heilen könnte.“ Waltraud Marschke verbrachte ihre Urlaube immer auf Lanzarote und half im Therapeutikum mit. Eines Tages fiel ihr beim Spazierengehen die Mittagsblume mit ihren fleischigen Blättern und ihren kristallklaren Ausblühungen auf. „Ich dachte, das könnte ein Mittel für die Haut sein. Ich zerdrückte Pflanzen und setzte sie dem Badewasser zu – so sammelte ich Erfahrungen damit, entdeckte ihre positive Wirkung und konnte diese dann an die Apotheke in Herdecke weitergeben“.

Positive Kräfte der Natur

Waltraud Marschke zeigt den Helferinnen, was beim Sammeln der Pflanzen auf der Finca zu beachten ist: „Verwelkte Blätter am besten gleich weglassen, dann hat man beim Verlesen weniger Arbeit“. Möglichst groß sollen die Pflanzen sein, damit die kleinen noch wachsen können für die nächste Ernte.
 
Die Farbe der Mittagsblumenblätter kann sehr verschieden sein – sie reicht vom saftigen Grün über Dunkelrot bis hin zu Orange. Blüten sind jetzt im Frühjahr noch kaum zu finden, sie sind zart weiß und sternförmig. Bereits bei der Verarbeitung machen die Helferinnen die Erfahrung, dass der Saft der Pflanze die Haut pflegt: Beim Verlesen und zerkleinern der Pflanzen fließt er über die Hände, die sich hinterher anfühlen, als hätte man sich eine gute Handcreme gegönnt.

Mittagsblume und Aloe Vera sind Beispiele dafür, welche positiven Kräfte die Natur auf der Kanareninsel Lanzarote den Menschen zur Verfügung stellt. Aus der Sicht von Waldtraut Marschke gehört die Vulkanerde auch noch dazu, die im Therapeutikum für Packungen Verwendung findet: „Ich hoffe, dass das Wissen über diese speziellen Mittel auf der Insel weiter gepflegt wird und dass es nicht irgendwann in Vergessenheit gerät – das wäre wirklich schade.“

Damit ist aber die Geschichte der Mittagsblume noch nicht zu Ende. Denn auch die Firma Wala verwendet sie in ihren Pflegeprodukten. Dr. Hauschka Kosmetik brachte 2009 eine ganze Serie von medizinischen Hautpflegeprodukten auf den Markt, sie umfasst fünf Produkte und der Auszug aus der Mittagsblume, der darin enthalten ist, wird nach einem speziellen rhythmischen Verfahren hergestellt.

Verborgene Möglichkeiten

Auch hier handelt es sich um Pflegeprodukte und nicht um Heilmittel, aber auf der Homepage von Wala darf die Mittagsblume dann doch unter den Heilpflanzen firmieren. Dort kann man auch eine Charakteristik der Pflanze durch den Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann (1755-1843), lesen, der über sie schrieb: „Des Krautes frisch ausgepresster Saft, welcher wässerisch ekelhaft schmeckt, hat man … gegen Wassersucht und Harnstrenge (als) ein harntreibendes, verdünnendes Mittel gerühmt.“

Und man erfährt, dass die Mittagsblume ursprünglich aus Südafrika kam, im 18. Jahrhundert nach Europa und Amerika gelangte und im 19. Jahrhundert schließlich auf die Kanarischen Inseln, wo sie beste Lebensbedingungen vorfand. Auf den Kanaren brachte die Pflanze im 19. Jahrhundert sogar so etwas wie wirtschaftlichen Wohlstand zustande, da ihre Asche nach Europa zur Seifenherstellung exportiert wurde. Dies änderte sich jedoch, als Soda chemisch hergestellt werden konnte. Welche Möglichkeiten in der kleinen Mittagsblume heute noch verborgen sein könnten, zeigt ein Blick in die Produktionsbedingungen der Wala-Cremes und Lotionen: Wala bezieht den Rohstoff für die Cremes und Lotionen aus dem ursprünglichen Herkunftsland Südafrika. Und dort muss er auch nicht von Helfern als Wildkraut eingesammelt werden: Ihre saftigen grünen Blätter – die auch wesentlich größer sind – zieren in Reih und Glied die Felder der Waterkloof-Farm in der Kapprovinz auf der die Mittagsblumen angebaut werden.

Unendliche Geschichte

Eine Vision auch für den Anbau auf Lanzarote? Es könnte doch sein, dass die Geschichte der unscheinbaren Mittagsblume immer noch nicht zu Ende ist, die zur Familie der Aizoacceae gehört. abgeleitet vom griechischen „aizoon“ , d.h. ewig leben, ein Hinweis auf die Überlebensfähigkeit der Blume auch unter extremen Bedingungen.

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