Veranstaltungen in der 15. KW
- CENTRO-ANTROPOSOFICO
- 6. Apr.
- 2 Min. Lesezeit
Liebe Freunde der Kultur,
morgens, wenn ich mit meinem Hund spazieren gehe, begegne ich oft meinem alten lanzarotenischem Nachbarn. Ich glaube er gehört der Minderheit an, die noch über kein Smartphone verfügen, die, die vielleicht noch nie erlebt hat, was Langeweile ist. Auch unbeschäftigt scheint das Innenleben solcher Menschen oder möglicherweise das Verschmelzen mit dem Umfeld gross genug zu sein, um einfach vor dem Haus sitzend lange, lange Zeit den Blick über die Weite schweifen zu lassen. Zu schauen.
Mit einem langen Stock an der Hand läuft mein Nachbar sicher über gerölligem Weg. Seine Füsse zwängen sich in geschlossenes Schuhwerk nur zu Gottesdienstbesuchen, Totenwachen oder für Familienfeiern. Jetzt trägt er grobe Sandalen. Es ist wohl anzunehmen, dass er noch nie ein Tshirt, geschweige denn eine Blue-Jeans oder eine kurze Hose getragen hat. Seine Hosen sind aus Stoff und die Hemden meist in einem leicht vergilbtem Weiss, zumindest bei diesen morgendlichen Spaziergängen.
Während er mir so entgegen läuft, sieht er ganz zufrieden aus. Wir kommen uns näher, die Schritte tragen ihren Rhythmus fort, verlangsamen sich nicht, aber ich weiss- mein Nachbar hat einen Satz auf den Lippen, den er mir gleich zum Gruß zurufen wird. Meistens wird die unnötige Einleitung eines „Guten Morgens“ übersprungen. Im kanarisch-genuscheltem Spanisch mit verschluckten Endungen und markantem Singsang geht es gleich zur Sache, kurz, knackig, lächelnd. Einer sagt etwas, der andere antwortet. „Que parece que hoy va a ser bueno.“ („Heute scheint ds Wetter gut zu werden.“) Antwort: „Se nota que estamos dejando el pelete atrás!“. („Man merkt, dass die Kälte vorüber ist!“). „A que esas nubes parecen traer agua“ ( „Diese Wolken werden Wasser bringen“) Antwort: „A los calabacines que planté les vendría bien.“ („Meinen Zucchini, die ich pflanzte, käm das gut!“). An diesem Punkt sind wir bereits aneinander vorbei gelaufen und der Wind trägt manchmal noch ein einander zugeworfenes „Hasta luego“ zu.
Ich denke an die traditionellen Gesänge hier, an die Folias zum Beispiel. Ein jeder darf die Stimme erheben, man reicht sich das Wort, meistens im Wechsel, oft improvisiert...
Ein schönes Wochenende wünscht Euch und Ihnen
Mikaela Nowak




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