Liebe Freunde der Kultur der Insel,
ich bin immer wieder erstaunt wie sehr uns Menschen Lanzarote an unsere Grenzen bringt, uns Masken entreisst, entblösst und weckt. Ich erlebe hier nicht nur einen Ort, der beispielsweise an seiner Küste „Kante“ zeigt, klare Abgrenzungen an Elementen und Farben besitzt, sondern auch als einen, der in seinem Mangel an Mitte, an hüllender Vegetation, die uns Menschen halten könnte, dazu auffordert sich in einer besonderen Stärke aufgerichtet zwischen Erde und Himmel zu halten. Und das mit den Füssen auf einem Erdreich, das besonders feurig ist. Umgestülptes aus dem Erdinneren, an vielen Teilen der Insel, zeigt sich uns schroff, hart und von Wasser, Wind und Licht noch völlig unbearbeitet. Geschweige denn von menschlichen Händen. „Malpaís“, schlechtes Land, nennt man dieses hier. Denn in erster Linie ist es Land, das nicht zu beackern oder einfach zu bebauen ist. Selbst das Gehen wird auf Malpaís beschwerlich bis unmöglich.
Doch da... eine natürliche Höhle tut sich in ihm auf. Eine aufgeplatzte Gasblase, ausgekühlt, bildet in Stein geformt natürlichen Wind- und Sonnenschutz. Und beim Näherkommen wird einem gewahr, dass Menschen vor geraumer Zeit diesen Ort genutzt haben müssen. Menschen haben einst den Schutzwall der natürlichen Lavahöhle ausgebaut, willentlich gelegter Stein auf Stein schliessen die eine von der Natur angedachte Mauer. Alte, grosse Lapas (Napfschnecken) oder Muschelreste zeugen von der Berührung mit Menschen. So auch alte Tonscherben von Schalen und Krügen, auf offenem Feuer gebrannt, wie es traditionell noch gemacht wird.
Und mir kommt der Gedanke auf. Ja, so etwas findet man doch auch dort wieder, wo Cesar Manrique architektonisch-künstlerisch mit der Landschaft mitging, dem Menschlichem zugänglich machte und veredelte. Begrünte.
Ob auch dies eine der Aufgaben des Menschen auf der Insel sein könnte? Nämlich einen mittleren Raum zu schaffen, der Menschen, Erde und Himmel dient? Krassheit zu besänftigen durch Verbindung und Hüllebildung...
Mit besten Grüssen,
Mikaela Nowak
Comments